Geschichte
Mit den beiden identischen Triebwagen T1 und T2 nimmt die Trossinger Eisenbahn im Dezember 1898 ihren Betrieb auf. Die Fahrzeuge haben im Auslieferungszustand 8 Sitzplätze II. Klasse und 20 Sitzplätze III. Klasse sowie Rollenstromabnehmer. Interessant ist die Heizung für den Fahrgastraum: Glühende Kohlen, die durch seitliche Ofentürchen unter die Sitze der Fahrgäste geschoben werden, bringen die Wärme in die Fahrzeuge. Die Trossinger vertrauen zwar der damals noch neuen elektrischen Antriebstechnik, für die Heizung an kalten Wintertagen kommt aber nur altbewährtes in Frage.
1932 erhalten die beiden Triebwagen jeweils zwei Scherenstromabnehmer. In diesem Zeitraum erfolgt auch die Umlackierung in die neue Farbgebung weinrot/elfenbein. Die beiden Triebwagen und die kleinen E-Lok „Lina“ sind 40 Jahre lang die einzigen Triebfahrzeuge bei der Trossinger Eisenbahn. Erst der 1939 ausgelieferte T3 Triebwagen bringt die dringend notwendige Entlastung für die hochbelasteten Fahrzeuge aus der Gründerzeit.
Nach 63 Jahren Einsatzzeit wird 1961 der T2 verschrottet, zuvor alle brauchbaren Ersatzteile ausgebaut und für den T1 verwendet.
Technische Daten
Baujahr: | 1898 |
Hersteller: | MAN / AEG |
Fabriknummer: | 369 (T1) / 370 (T2) |
Länge über Puffer: | 10,0 m |
Achsstand: | 4,0 m |
Dienstgewicht: | 14,7 t |
Sitzplätze: | 30 |
Fahrdrahtspannung: | 600 V Gleichspannung |
Motoren: | 2 x 50 kW |
Bremsen: | 1.) Mechanische Spindelbremse 2.) Elektrische Widerstandsbremse |
Max. Anhängelast: | Bergfahrt: 22 t Talfahrt: 60 t |
92 Jahre im Planeinsatz
Der T1 ist bis 1990 als Dienstfahrzeug im Einsatz. Mit fest montiertem Schneeräumer, an Stelle eines Stromabnehmers einer Montageplattform für die Fahrleitung sowie einem 160 Liter Fass für die Unkrautvernichtung ist das Fahrzeug mit 92 Jahren optisch und technisch noch gut in Form.
Auf Initiative und mit hoher finanzieller Unterstützung des Gewerbevereins wird der Triebwagen 1990 wieder in den historischen Zustand von 1898 zurückgebaut. Lediglich auf den Rollenstromabnehmer wird zugunsten einer zuverlässigen Stromabnahme verzichtet. Heute trägt der Triebwagen wieder Lyra-Schleifbügel, die er als Ersatz für die anfälligen Rollenstromabnehmer in der Anfangsphase der Trossinger Eisenbahn schon einmal erhalten hatte.
Seit der Inbetriebnahme 1898 ist der Triebwagen T1 übrigens ununterbrochen betriebsbereit, ein Beweis für seine robuste und solide Konstruktion.