Die folgende Zeittafel zeigt einige markante Ereignisse in der langen Geschichte der Trossinger Eisenbahn.
Zusätzliche und detailliertere Angaben finden Sie in der Chronik.
1827
Der Trossinger Zeugweber Christian Messner (genannt „Zeug Christe“) beginnt mit der Produktion von Mundharmonikas.
1857
Matthias Hohner beginnt mit der Mundharmonikaproduktion; bald exportieren die Harmonikaproduzenten ihre Produkte bis nach Nordamerika.
Trossingen entwickelt sich schnell von einem Bauerndorf zu einem “Industrie-Ort” mit vier verschiedenen Mundharmonika-Produzenten, die ihre Artikel in alle Welt exportieren.
1869
Die Bahnstrecke zwischen dem württembergischen Rottweil und dem badischen Villingen wird eröffnet. An dieser Strecke erhält Trossingen einen Bahnhof, der allerdings 4 km weit vom eigentlichen Pfarrdorf Trossingen entfernt liegt.
1893
Die örtlichen Fuhrunternehmer sind mit dem hohen Transportaufkommen völlig überfordert. Der Gewerbeverein schlägt deshalb den Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen dem Dorf und dem Bahnhof Trossingen vor. Im selben Jahr beschließt der Gemeinderat den Bau einer elektrischen Verbindungsbahn.
1896
Weder die Finanzierung des Projektes ist gesichert, noch liegt aus Stuttgart die Konzession für den Bau und Betrieb der Eisenbahn vor. Trotzdem beginnt man mit dem Bau der Bahnstrecke, der Gebäude und des Elektrizitätswerkes.
1897
15 mutige und weitsichtige Personen gründen die „Aktiengesellschaft Elektrizitätswerk und Verbindungsbahn Trossingen“. 450.000 Mark kommen bei der Gründungsversammlung zusammen, darunter 250.000 Mark von der Gemeinde Trossingen.
1898
Im Januar wird „In Gemäßheit der allerhöchsten Entschließung seiner königlichen Majestät“ von König Wilhelm II die Konzession zum Bau und Betrieb der Bahn erteilt. Zu diesem Zeitpunkt lagen bereits die ersten Schienen und die Gebäude waren im Rohbau fertig. Am 14.12.1898 nimmt die Bahn ihren Betrieb auf. Ein kleines Dorf mit gerade mal 3.000 Einwohner baute sich mittels einer Bürgerinitiative eine eigene elektrische Eisenbahn – heute unvorstellbar! Zum Fahrzeugpark gehören die beiden Triebwagen T1 und T2, der Personenwagen B3 sowie ein Güterwagen G4.
1902
Über den direkten Gleisanschluss zur Königlich Württembergischen Staatseisenbahn (K.W.St.E.) steigt der Güterwagenverkehr rasch an. Zur Unterstützung im Güter- und Rangierdienst wird die E-Lok EL4 „Lina“ fabrikneu nach Trossingen geliefert.
1908
Zur Verstärkung im Personenverkehr kommt ein umgebauter, ehemaliger Dampftriebwagen nach Trossingen. Dieser Personenwagen (B5) wird in Trossingen durch sein exklusives Aussehen „Salonwagen“ genannt. Auch der Güterschuppen ist zu klein und wird vergrößert.
1909
Die Aktiengesellschaft ist finanziell am Ende, Bahn und Elektrizitätswerk gehen in den Besitz der Gemeinde Trossingen über.
1913
Der Personenwagenbestand ist erneut zu klein und wird durch den Wagen B6 aus der Wagonfabrik Rastatt ergänzt.
1914
Trossingen stellt immer wieder teilweise verzweifelte Anfragen nach finanziellen Zuschüssen für den Bahnbetrieb, diese werden jedoch alle in Stuttgart abgelehnt. Die Trossinger ändern darauf ihre Strategie und bieten dem Staat die Bahn zur Übernahme an. Im Januar spricht sich die württembergische Abgeordnetenkammer für die Übernahme der Bahn durch den Staat aus. Gleichzeitig soll die Strecke in Richtung Tuttlingen verlängert werden. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges verschwinden diese Pläne allerdings wieder in den Schubladen.
1939
Die Bahn transportiert mit ihren über 40 Jahre alten Triebfahrzeugen jährlich über 33.000 Tonnen Fracht in mehr als 2.700 Güterwagen. Der neue vierachsige Triebwagen T3 unterstützt die betagten Fahrzeuge aus der Gründerzeit. In den folgenden Jahren werden jährlich fast 300.000 Fahrgäste befördert.
1945
Am 21. April ist mit Einrücken von französischen Truppen der Krieg in Trossingen zu Ende. Bereits im Juni nimmt die Bahn nach Beseitigung kleinerer Kriegsschäden ihren Betrieb wieder auf.
1956
Die Maschinenfabrik Esslingen liefert den neuen Triebwagen T5 nach Trossingen. Mit dem Wirtschaftswunder beginnt gleichzeitig auch der Niedergang der Eisenbahn als wichtigstes Verkehrsmittel.
1961
Der Triebwagen T2 von 1898 wird nach 63 Jahren Einsatzzeit verschrottet.
1967
Die Lok „Lina“ wird als damals dienstälteste elektrische Lokomotive in Deutschland nach 65 Jahren Einsatzzeit stillgelegt, bleibt aber erhalten.
1968
In Deutschland werden viele tausend Kilometer Nebenbahnen von der Deutschen Bundesbahn stillgelegt. Nicht so in Trossingen: Zum 70igsten Geburtstag bekommt die Trossinger Eisenbahn neben einem neuen Empfangsgebäude auch noch einen neuen Triebwagen (T6) für 265.000 DM.
1975
Die DB setzt die Bahnstrecke Rottweil – Trossingen Bahnhof – Villingen auf die Liste der unrentablen Strecken. Somit droht der Trossinger Eisenbahn eine „kalte“ Stilllegung.
1988
Bei den regionalen Planungen einer Stadtbahn von Bräunlingen über Villingen nach Trossingen ist die Trossinger Eisenbahn als fester Bestandteil mit integriert.
1989
Nach einer gründlichen Hauptuntersuchung in Rastatt kehrt der Triebwagen
T3 zur Überraschung der Eisenbahnfreunde im Originalzustand von 1939
nach Trossingen zurück. Der erste Schritt für eine künftige Nutzung als
Museumsfahrzeug ist gemacht!
1990
Vom Gewerbeverein wird der Triebwagen T1, sein Beiwagen B2 und die Lok
EL4 komplett restauriert und in den Zustand von 1898 bzw. 1902
zurückversetzt. Am 9. September 1990, beim Festakt “125 Jahre
Gewerbeverein Trossingen” wird der Museumszug mit der Lok „Lina“, dem
Triebwagen „Zeug Christe“ und dem Beiwagen „Lias“ in Betrieb genommen.
Sie bilden damit den den ältesten betriebsbereiten Elektrozug der Welt.
1993
Die DB kündigt die Beendigung des Stückgut- Express- und
Wagenladungsverkehrs nach Trossingen an. Die Folge: Das jährliche
Defizit der Trossinger Eisenbahn steigt durch den Wegfall des
Güterverkehrs um weitere 200.000 DM. Die Verwaltung der Bahn erarbeitet
deshalb eine Stufenlösung zur Reduzierung des Fahrbetriebes ab Fahrplan
1994/95 und die Beendigung der Trägerschaft durch die Stadtwerke zum
Fahrplanwechsel 1996/97. Am 28. Juni beschließt der Gemeinderat die
Stilllegung der Bahn – und verlängert immer wieder mit finanzieller
Unterstützung der am Stadtbahnprojekt beteiligten Landkreise deren
Betrieb bis ins Jahr 2003 (Start des Ringzuges).
1994
In den ÖPNV-Planungen taucht erstmals der Begriff „Ringzug“ auf. Auch in diesem Nahverkehrskonzept ist die Strecke der Trossinger Eisenbahn integriert.
1996
Im Januar wird der „Trossinger Vertrag“ in der Wagenhalle der Trossinger Eisenbahn unterzeichnet. Ministerpräsident Erwin Teufel, die Landräte der drei Landkreise Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwald-Baar-Kreis sowie der Landesverkehrsminister verpflichten sich, den „Ringzug“ Bräunlingen – Villingen – Rottweil – Tuttlingen – Immendingen unter Einbeziehung der Strecke nach Trossingen zu verwirklichen.
1997
Nachdem 1996 die DB auch den Einzelwagenverkehr nach Trossingen eingestellt hat, wird der hauptsächlich im Güterverkehr eingesetzte Triebwagen T3 arbeitslos und nach Ablauf der 8-jährigen Untersuchungsfrist abgestellt.
1998
Mit verschiedenen Festveranstaltungen feiert Trossingen den 100sten Geburtstag seiner Eisenbahn. Höhepunkte sind Sonderfahrten mit den historischen Triebwagen, Dampf-Sonderzügen und modernen HzL Regio-Shuttle-Triebwagen.
2002
Beim Triebwagen T6 läuft die Untersuchungsfirst ab und wird nicht mehr erneuert. Stattdessen wird der Museumstriebwagen T3 reaktiviert und im täglichen Verkehr eingesetzt.
2003
Am Freitag, 11. Juli pünktlich um 18:16 Uhr erreicht der letzte planmäßige Elektrozug der TE den Stadtbahnhof Trossingen. Damit endet nach 105 Jahren der reguläre Personenverkehr unter Regie der Trossinger Eisenbahn. Während des Jahrhundert-Sommers werden bei Gluthitze die gesamten Gleisanlagen für den Ringzug-Betrieb grundlegend erneuert. Anfang Oktober beginnt auch in Trossingen das Ringzug-Zeitalter mit neuen Regio-Shuttles unter Regie der HzL. Die Trossinger Eisenbahn stellt als Eisenbahninfrastruktur-Unternehmen Gleise und den Bahnsteig Trossingen Stadt zur Verfügung.
2004
Im September wird der „Freundeskreis der Trossinger Eisenbahn e. V.“ gegründet.
Bereits im Dezember kehrt die Trossinger Eisenbahn für 6 Monate in den planmäßigen Personenverkehr zurück: Morgens in der Schülerspitze werden zwei Zugpaare wieder mit den alten Elektrotriebwagen von 1939 und 1956 gefahren. Der dadurch freigesetze Regio-Shuttle wird für Kapazitätserweiterungen im übrigen Ringzugnetz benötigt.
2005
Im Sommer 2005 wird das erweiterte Eisenbahnmuseum eröffnet und die ersten Sonderfahrten mit den inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Fahrzeugen finden unter der Regie des Freundeskreises statt.
2007
Der im Freien abgestellte Triebwagen T6 (Baujahr 1968) erhält einen neuen Farbanstrich. Die Aktiven des Freundeskreises helfen dabei tatkräftig mit, außerdem beteiligt sich der Verein mit einem 5-stelligen Betrag an den Gesamtkosten für die optische Aufarbeitung. Die Vorbereitungen für das Jubiläum „111 Jahre Trossinger Eisenbahn“ beginnen.
2008
Um die defekten Motoren an der E-Lok „Lina“ zu reparieren, wird mit Hilfe des Trossinger THW’s die Lok auf einem Spezial-LKW in die Werkstatt der Stuttgarter Strassenbahn transportiert. Bei den anschließenden Probefahrten in Trossingen zeigt sich aber, dass noch immer Kurzschlüsse auftreten.
2009
In Trossingen wird das Jubiläum „111 Jahre Trossinger Eisenbahn“ gefeiert: Am 1. Juni kommt die Wutachtalbahn mit Ihrer Dampflok 50 2988 und drei Personenwagen zur Geburtstagspary. Zu den Sonderfahrten mit der grünen Garnitur spielt am 5. Juli das Blasorchester der Stuttgarter Strassenbahn und im September fährt der Triebwagen T3 unter dem Motto „70 Jahre Sonntagswagen“. An beiden Tagen ist jeweils ein SWR Fernsehteam vor Ort, um über das Fest und die außergewöhnliche Bahn zu berichten. Zusammen mit den Modelleisenbahnfreunden, die 25 Jahre Vereinsgeschichte feiern können, findet im Oktober in der Fritz-Kiehn-Halle eine große Modell- und Eisenbahnausstellung mit einem überwältigenden Besucheransturm statt.
2010
Die Lok „Lina“ geht erneut nach Stuttgart, da auch mehrere Reparaturversuche in Trossingen keinen Erfolg zeigen. Der im Freien abgestellte Triebwagen T6 bekommt ein Schutzdach, das zwischen zwei vorhandenen Fahrleitungsmasten montiert wird. Mit zwei Mitgliedern aus dem Freundeskreis bildet die Trossinger Eisenbahn seit mehr als 20 Jahren erstmals wieder Triebfahrzeugführer für ihre Fahrzeuge aus. Um Schäden durch zu lange Stillstandszeiten (Standschäden) an den Fahrzeugen zu vermeiden, werden ab sofort einmal im Monat die historischen Fahrzeuge bewegt. Schnell etablieren sich diese internen Bewegungsfahrten als offizielle “Mondscheinfahrten”, bei denen – mit einer kleinen Spende – Fahrgäste mitfahren können.
2011
Auch der dritte Reparaturversuch an der E-Lok “Lina” in Stuttgart bringt kein Ergebnis. Selbst die Fachleute sind inzwischen ratlos, weshalb die kleine Lok unter Kurzschlüssen leidet.
Am 1.12.2011 werden in die Lok von der Firma Schunk Kohlenstofftechnik extra angefertigte Motorkohlen eingebaut. Nach mehr als 5 Jahren, 8 Reparaturversuchen und Kosten von über 46.000 € läuft die Lok endlich wieder störungsfrei.
2013
Weitere Mitglieder des Freundeskreises werden zu Lokführern für die Trossinger Eisenbahn ausgebildet. Damit können an den Museumsöffnungen für Besucher kurze Probefahrten mit den historischen Zügen angeboten werden. Bei Sonderfahrten zum Trossinger Pfingstmarkt bleibt der Museumszug kurz vor dem Stadtbahnhof liegen. Die drei Fahrzeuge werden daraufhin von den „starken Männern“ des Vereins in den Bahnhof geschoben, damit die Strecke geräumt und der reguläre Ringzugbetrieb wiederaufgenommen werden kann.
2014
Zum Jubiläum „10 Jahre Freundeskreis der Trossinger Eisenbahn e.V.“ wird die DVD mit dem Filmtitel „Trossingen und sein Bähnle“ präsentiert.
2015
Die Stadtwerke Trossingen beginnen mit dem Bau eines neuen Betriebs- und Verwaltungsgebäudes direkt neben dem Eisenbahnmuseum. Der Fahrplan für den Ringzug wird so angepasst, dass abends bei Bedarf die historischen Elektrozüge statt der Dieselfahrzeuge eingesetzt werden können. Damit sind teilweise Fahrzeuge von 1898 im regulären Fahrgasteinsatz, was deutschlandweit einzigartig sein dürfte.
2016
Direkt neben der Halle für die historischen Fahrzeuge werden Gebäude für den Stadtwerke-Neubau abgerissen. Um keinerlei Risiko einzugehen, werden in der kritischen Phase jeden Morgen die wertvollen Fahrzeuge aus der Halle gefahren und nach Beendigung der Arbeiten am Abend wieder geschützt untergestellt.
2018
Am 15. September eröffnen die Stadtwerke Trossingen mit einem großen Fest ihr neues Betriebs- und Verwaltungsgebäude. Die Trossinger Eisenbahn führt an diesem Tag kostenlose Sonderfahrten mit dem grünen Museumszug durch. Auf den Tag genau 120 Jahre nach der feierlichen Eröffnung der Trossinger Eisenbahn wird am 14. Dezember 2018 mit den Vereinsaktiven, Freunden und Gästen eine Mondscheinfahrt durchgeführt.
2019
Unter dem Titel „Ringzug 2.0“ wird die geplante Weiterentwicklung des Nahverkehrs in der Region vorgestellt. Dabei soll die Strecke Rottweil – Villingen elektrifiziert und die Fahrzeuge des Ringzuges auf Elektrozüge umgestellt werden. Offen ist noch, ob auch die Trossinger Strecke auf die bei der DB üblichen 15.000 V umgebaut wird, was das Ende des Museumsbetriebes mit den historischen 600 V-Fahrzeugen der Trossinger Eisenbahn bedeuten würde.
2020
Der seit 20 Jahren nicht mehr verwendete Schneepflug wird von den Aktiven des Freundeskreises wieder betriebsfähig hergerichtet und im Juli erstmals bei Probefahrten eingesetzt. Nach einer mehrmonatigen Unterbrechung durch die Corona-Pandemie wird ab Juli das Eisenbahnmuseum wieder für Besucher geöffnet. In der Tageszeitung „Die Neckarquelle“ (Südwest Presse) erscheint eine 15-teilige Serie über die Geschichte der Trossinger Eisenbahn.
2021
Der Trossinger Gemeinderat beschließt, im Rahmen des Ringzug 2.0 eine Umschalteinrichtung für die Oberleitung zu befürworten. Im April ist wegen pandemiebedingter Personalknappheit der Ringzugbetrieb einen Monat lang auf Schienenersatzverkehr umgestellt, sodass die historischen Fahrzeuge zeitweise fast täglich zu Bewegungsfahrten aufbrechen können. Im September wird in der Wagenhalle der ÖPNV-Pakt für den Ringzug 2.0 von den Landräten und von Verkehrsminister Winfried Hermann unterzeichnet. Die öffentlichen Aktivitäten des Vereins sind durch die Corona-Pandemie erneut eingeschränkt.
2022
Die Planungen für den Ringzug 2.0 laufen auf Hochtouren. Nach zweijähriger Pause führt der Freundeskreis der Trossinger Eisenbahn e.V. ab Mai wieder öffentliche Mondscheinfahrten und Sonderfahrten durch. In der Wagenhalle findet im Juni die erste freie Trauung in der Geschichte der Trossinger Eisenbahn statt.
2023
Die Mondscheinfahrten erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie müssen aufgrund eines Schadens an der Oberleitungsanlage im Mai und Juni ausgesetzt werden. Ab Dezember wird der abendliche Fahrplan des Ringzuges so angepasst, dass (zusätzlich zur Fahrt um 20:49) nun auch eine zweite Fahrt um 19:49 Uhr von T3/T5 im Rahmen von Mondscheinfahrten ersetzt werden kann.
2024
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